(Wien, 22. Mai 2019) „Die Energiewende und die Erreichung der Klimaschutzziele in Österreich sind nur mit einem Ausbau der Bioenergie realistisch!“ Diese Schlussfolgerung zog Präsident Franz Titschenbacher vom Österreichischen Biomasse-Verband anlässlich der traditionellen Urania-Veranstaltung in Wien. „Österreich emittiert rund 80 Mio. t CO2-Äquivalente. 30 Mio. Tonnen konnten durch die Nutzung erneuerbarer Energie eingespart werden. Davon gehen rund 13 Mio. Tonnen oder 43% auf das Konto der für Wärme, Strom und Treibstoffe genutzten Bioenergie“, unterstreicht Titschenbacher und ergänzt: „Die Branche kann noch mehr Verantwortung übernehmen und fordert einen nationalen Schulterschluss sowie effektive Weichenstellungen zum Ausstieg aus fossilen Energien. Gemeinsam mit den anderen erneuerbaren Energieträgern können wir bis 2030 mehr als 60 Prozent erneuerbare Energie bereitstellen. Es sind ausreichende Potentiale vorhanden.“ Für mehr Verantwortung plädiert auch der Keynote-Speaker Prof. Franz Josef Radermacher von der Universität Ulm in seinem Buch „Der Milliarden-Joker“ – und zwar auch vom wohlhabenden Teil der Weltbevölkerung.
Der Milliarden-Joker
Bis 2050 müssen weltweit rund 500 Mrd. Tonnen CO2eingespart werden, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Dies bedarf eines jährlichen Investitionsvolumens von 500 Mrd. Euro. „Das kann die Politik alleine nicht leisten“, erklärt Radermacher. „Der wohlhabende Teil der Weltbevölkerung von rund ein bis zwei Prozent, ich nenne sie Top-Emitters, verursacht die meisten Emissionen und besitzt rund die Hälfte des Weltvermögens. Diese Gruppe würde von der Vermeidung einer Klimakatastrophe unter dem Strich auch am meisten profitieren. Die Politik und Umwelt-NGOs müssen den Fokus verstärkt auf diese Gruppe lenken. Konkret müssten die Top-Emitters 5.000 Euro jährlich pro Kopf zur Verfügung stellen.“ Sie sind sprichwörtlich der Milliarden-Joker. Die freiwillige Finanzierung der Klimaneutralität ist ein wesentlicher Schlüssel zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels. Das Geld muss laut Radermacher für die Stilllegung des fossilen Energiesystems genauso verwendet werden, wie für Kompensationsmaßnahmen in Nichtindustrieländern zum CO2-Entzug aus der Atmosphäre beispielsweise durch Aufforstungen und Humusbildung. Eines dürfen freiwillige Maßnahmen laut Radermacher jedoch nicht sein: Ein Persilschein für die Politik, nicht alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Als einen wesentlichen Schlüssel sieht Radermacher ein weltweites Aufforstungsprogramm: „Nachhaltige Waldbewirtschaftung sorgt dafür, dass Wälder der Atmosphäre konstant große Mengen an Treibhausgasen entziehen und gleichzeitig erneuerbare Rohstoffe für den Ersatz fossiler Energien bereitgestellt werden.“
Österreich als innovativer Vorreiter
„Um die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und am besten auf 1,5°C zu beschränken, ist ein rascher Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie durch Österreich und die EU unerlässlich. Ziel ist, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu sein“, fasst Jürgen Schneider, Sektionschef im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, die aktuelle Diskussion zu langfristigen Klimazielen zusammen. „Es ist unser Ziel, dass sich Österreich hier als innovativer Vorreiter positioniert, um die Chancen der Energiewende offensiv zu nutzen. Damit kann auf Dauer eine hohe Lebensqualität und ein nachhaltig attraktiver Wirtschaftsstandort sichergestellt werden“, so Schneider abschließend.
Rückfragehinweis:
Antonio Fuljetic-Kristan,
Österreichischer Biomasse-Verband,
Tel: +43 (0)1 533 07 97 – 31,
Mobil: +43 (0)660 85 56 804;
E-Mail: fuljetic@biomasseverband.at
v. li. Franz Titschenbacher (Österreichischer Biomasse-Verband), Prof. Franz Josef Radermacher (Universität Ulm), Sektionschef Jürgen Schneider (BMNT)