(Wien, 05.03.2020) – Die heimischen Holzheizer (Pellets, Hackgut und Scheitholz) ersparten sich zwischen 2008 und 2018 rund 7 Mrd. Euro an Brennstoffkosten im Vergleich zu Heizöl-Konsumenten, ergeben die Analysen der Daten der Statistik Austria des Österreichischen Biomasse-Verbandes. Auch ist weiterhin der Brennstoff Holz weitaus günstiger als Heizöl. Beispielsweise beträgt der Kostenvorteil von Pellets gegenüber Heizöl extraleicht im Februar rund 45%. Auch der Absatz von Biomasse-Kesseln zeigt wieder einen positiven Trend auf. Mit einem Plus von 18% sind Holzheizungen die großen Gewinner des Jahres 2019, meldet die Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten (VÖK). Dieser Rückenwind wird durch die Pläne der Bundesregierung noch verstärkt: Das Verbot von Ölheizungen bei Heizungswechsel ab 2021, der verpflichtende Austausch von Ölkesseln älter als 25 Jahre ab 2025 und der Austausch aller Kessel bis 2035. Der Einbau von Ölkesseln im Neubau ist bereits seit Jahresbeginn verboten. Alle Zeichen deuten auf das Ende ölbasierter Heizungen hin. Nur im Fachverband Energiehandel scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der letzte (vermeintliche) Strohhalm der Branche: „Hydrotreated Vegetable Oil“ – kurz HVO.
Argumentationsnot
„Die Initiative ‚Heizen mit Öl‘ förderte jahrelang den Einbau von Heizölkesseln und hielt mit Zuschüssen das Produkt künstlich am Markt“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. Ende 2019 zog sich der größte heimische Ölkonzern OMV von der Förderung zurück. Bis dorthin wollte man Alternativen zum fossilen Brennstoff vorstellen. Dieses neue Zugpferd ist in den Augen des Fachverbandes Energiehandel das HVO, das im Augenblick den Heizöl-Konsumenten als Alternative versprochen wird. Dieses wirft aber viele offene Fragen auf:
Wo wird das HVO hergestellt?
In Österreich ist keine einzige HVO-Produktionsanlage in Betrieb, nicht einmal eine Pilotanlage, wodurch die marginale, in Österreich eingesetzte Menge bereits jetzt importiert werden muss. Aufgrund der hohen Kosten wird es laut Experten auch keine Produktion in Österreich geben.
Woraus besteht HVO?
Laut dem Biokraftstoffbericht des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus 2019 besteht das in Österreich eingesetzte HVO zu 99% aus Palmöl.
Was kostet HVO?
Trotz intensiver Recherchen konnte nicht herausgefunden werden, wie viel 1 Liter HVO in Österreich kostet (da es in reiner Form praktisch nicht eingesetzt wird). Experten zufolge belaufen sich die Kosten aber deutlich über 1 Euro.
HVO ist keine Alternative
„HVO´s ohne Palmöl haben künftig eventuell eine Berechtigung im Mobilitätsbereich, da es hier wirtschaftlicher und effizienter eingesetzt werden kann. Wir kennen weder eine HVO-Anlage noch einen Palmöl-Bauern in Österreich. Mit HVO rund 600.000 Ölheizungen versorgen zu können, ist ein leeres Versprechen, das nicht gehalten werden kann. Den Ersatz fossiler Importe durch Palmöl-Einfuhren anzustreben, kann auch nicht unser Ziel sein, da es genügend andere, saubere und günstigere Alternativen gibt. Es ist nun äußerst wichtig, dass die Bundesregierung ihre Pläne umsetzt. Ein Palmöl-Verbot wäre ein erster wichtiger Schritt“, fasst Titschenbacher zusammen. Wie der Umstieg von einem fossilen Heizsystem auf ein erneuerbares kosteneffizient erfolgen kann, hat die TU Wien in der Studie Wärmewende 2050 dargelegt. Im Zuge dieser Untersuchung wurde ein umfangreicher Heizkostenvergleich durchgeführt, der sowohl laufende Ausgaben als auch Investitionskosten berücksichtigt. Die Studie kommt zum eindeutigen Ergebnis, dass für alle untersuchten Gebäudetypen konkurrenzfähige erneuerbare Heizsysteme ohne HVO zur Verfügung stehen.