Biomasse hochfahren, nicht runter

29.09.2022
Langer-Weninger
Biomasse_LRin_Langer-Weninger_c_Hermann Wakolbinger

(PA_OOE.GV) – Zwei Wochen ist es nun her, da wurde im EU-Parlament ein weitreichender Beschluss gefasst. Im Zuge der Überarbeitung der Erneuerbaren Energie Richtlinie (Renewable Energy Directive = RED III) soll der Biomasseausbau beschränkt werden. „Bioenergie aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz soll auf einmal nur mehr bedingt als erneuerbare Energie gelten. Eine Hiobsbotschaft für die heimische Forstwirtschaft, mehr noch aber für unser Klima und das EU-weite Bestreben nach mehr Energie-Unabhängigkeit“, bringt es Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger auf den Punkt.

Im Konkreten soll nach den Plänen der neuen RED III die direkte Nutzung von Biomasse auf dem durchschnittlichen Niveau des Jahres 2017 bis 2022 eingebremst werden. In weiterer Folge soll diese Menge bis 2030 auf ein von der Kommission noch vorzuschlagendes Niveau reduziert werden um eine Übernutzung der Wälder zu verhindern. „In Oberösterreich wächst aber täglich mehr Holz nach als genutzt wird. Das belegt auch die Agrarstrukturerhebung 2020, die ein Ansteigen der forstwirtschaftlichen Flächen von 1,1 Prozent auf insgesamt 450.000 Hektar in den vergangenen 10 Jahren ergeben hat. In Festmeter gesprochen wachsen jährlich 4,7 Millionen Festmeter an Holz im Land ob der Enns nach. Davon werden aber nur 3,9 Millionen Festmeter genutzt. Und auch österreichweit ist der Holzvorrat enorm: Aktuell liegt er laut Waldinventur bei 166 Millionen Vorratsmetern – Tendenz steigend!“

Auch das Datenmaterial für die Gesamtfläche der EU-27 liefert ein Argument „pro Holz“: In den vergangenen drei Jahrzehnten ist die Waldfläche in diesem Gebiet nämlich um ca. 14 Mio. Hektar gewachsen.

Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger stellt sich daher klar gegen RED III und fordert selbiges auch von den österreichischen Vertretern, die in Brüssel noch etwas gegen die Gesetzwerdung von RED III bewirken können: „Es ist nun an den 27 Energieministern der Mitgliedsstaaten einzugreifen. Im Rahmen des Trilogs können sie das Ende des Biomasseausbaus noch kippen. Ich fordere daher Ministerin Gewessler auf, für die grüne Lösung der Biomasse einzutreten. Andernfalls werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen und uns von der Abhängigkeit gegenüber Russland direkt in eine neue begeben – sei es in jene von der Atomlobby oder von Staaten, die LNG oder ausreichend Strom für die Erzeugung von grünem Wasserstoff bereitstellen.“

Biomasse: Enormes Potential für Klima & Menschen

Bioenergie bietet alles, was nun gefragt ist: Sie ist nachhaltig, kann im Inland produziert und zur Verfügung gestellt werden und schafft obendrein noch Arbeitsplätze und Wertschöpfung in den Regionen. „Bioenergie kann sich in den kommenden Jahren zur tragenden Säule der heimischen Energieversorgung entwickeln. Die Ressourcen sind definitiv da und wachsen, gerade in Form von Holz, kontinuierlich nach. Indem wir dieses ungenützte Potential voll ausschöpfen, können wir uns unabhängiger von Erdgas-Importen machen“, so Landesrätin Langer-Weninger. Unter den erneuerbaren Energieträgern in Oberösterreich nimmt Biomasse schon jetzt den ersten Platz ein. Mit 48 Prozent (%) liegt Biomasse klar vor der Wasserkraft (36%) und der Wind- und Solarenergie (16%).

Der Österreichische Biomasseverband geht davon aus, dass bis 2030 Bioenergie in Höhe von 340 Petajoule (PJ) nutzbar gemacht werden kann, bis 2050 wären es sogar 450 PJ. „Wie viel das ist, muss man sich erst einmal vor Augen führen. Gehen wir von 340 Petajoule aus, dann sind das 94 Terrawattstunden (TWh) und damit mehr Energie als wir in Österreich pro Jahr an Strom verbrauchen. Das sind nämlich etwa 73 TWh“

Biomasse in OÖ: Ein beeindruckender Status Quo

„Das Biomasse in Oberösterreich bereits jetzt so stark ausgebaut ist, ist ein großer Verdienst des OÖ Biomasseverbands und seines Geschäftsführers Alois Voraberger“, hebt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger die Leistung des Verbands hervor. Aktuell werden 59 Biogasanlagen sowie 340 Nahwärmeanlangen in Oberösterreich betrieben. Letztere leisten einen enormen Beitrag zur Wärmeversorgung, erzeugen sie doch jährlich aus 1,2 Millionen Schüttraummeter Hackgut, Wärmeenergie. „Das ersetzt 100 Mio. m3 fossiles Erdgas, das reicht umgerechnet für 130.000 Haushalte, wenn man als Maßstab ein Energiesparhaus heranzieht“, erklärt Ing. Alois Voraberger und weiter: „Diese Anlagen versorgen die Haushalte aber nicht nur unkompliziert mit nachhaltiger Wärme aus der Region, sondern erzielen eine CO2-Reduktion von 260.000 Tonnen im Vergleich zu fossilen Energieträgern.“

Rechnet man noch die klimafreundliche Energieerzeugung (Strom und Abwärme) durch die 59 Biogasanlagen in Oberösterreich hinzu, werden nochmals 80.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) durch den Betrieb von Biomasse-Anlagen eingespart. „So geht Energiewende“, meint Langer-Weninger und verweist auf Oberösterreichs Vorreiterrolle.

Biomasseland Nr. 1 & Land OÖ fördert weiter

Oberösterreich ist das Biomasseland Nr. 1. Mehr als ein Drittel aller österreichweit installierten Hackschnitzel- und Pelletsheizanlagen befinden sich in unserem Bundesland. „Eine tolle Bilanz, auf der wir uns aber sicher nicht ausruhen. Wir fördern den Biomasse-Ausbau – im Kleinen wie auch im Großen – weiter“, betont Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

Im Konkreten unterstützt das Land Oberösterreich Bestrebungen zum (Aus)Bau von Biomasseanlagen in Form von finanziellen Anreizen. Abgewickelt werden die Förderungen über die Abteilung Land- und Forstwirtschaft des Landes Oberösterreich. Im Vorjahr sind 439 Anträge von landwirtschaftlichen Betrieben bewilligt und mit Landesmitteln in Höhe von 1,2 Millionen Euro gefördert worden. Zudem wurden im Rahmen der Ländlichen Entwicklung 22 Projekte (17 Biomasseheizanlagen und 5 Umrüstungen von Biogasanlagen) mit einem Fördervolumen von 1 Million Euro bewilligt und von EU-, Bund und Land OÖ kofinanziert.

Für Privathaushalte wird der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen im Bereich des Heizens unter anderem in Form der Förderungen zum Austausch von Öl-Heizkesseln attraktiviert.

Die erste Zwischenbilanz für das heurige Jahr kann sich sehen lassen. Mit Stand 30. Juni 2022 sind bereits 1.409 Biomasseheizungen gefördert worden.

Die Produktion der modernen Anlagen und das technologische Knowhow sind ebenfalls vielfach in Oberösterreich beheimatet, exportiert wird aber in die ganze Welt. „Bioenergie kurbelt nicht nur die Energiewende, sondern auch die oberösterreichische Wirtschaft an. Wir haben in unserem Bundesland weltweit erfolgreiche Biomasse-Kessel-Unternehmen, jede vierte in Europa verkaufte automatische Biomasseheizung kommt von einem Unternehmen aus Oberösterreich. In Summe bringt das Beschäftigung für mehr als 2.500 Arbeitskräfte und einen Umsatz von mehr als 600 Millionen“, fasst Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger zusammen.