Es drohen Vertragsverletzungsverfahren und Energieversorgungsengpässe

13.09.2022

(Wien, 13. September 2022) – Das EU-Parlament stimmt am 14. September über folgende energiepolitische Themen ab: Einerseits sollen die Ausbauziele für erneuerbare Energie erhöht, andererseits soll die Energieholz-Nutzung nicht mehr als erneuerbar anerkannt werden, zudem soll deren Einsatz reduziert werden. Holzenergie ist in Europa mit einem Anteil von 40% und in Österreich mit einem Anteil von 45% der mit Abstand bedeutendste erneuerbare Energieträger. In vielen Bereichen ist Holzenergie eine der günstigsten und häufig die einzig technisch machbare Lösung zum Ausstieg aus fossilem Erdgas. „Das vorliegende Gesetzespaket gefährdet unsere Versorgungssicherheit und führt Österreich direkt in ein kostspieliges Vertragsverletzungsverfahren. Die Ziele für erneuerbare Energien sind ohne Holzheizungen, Biomasse-Heizkraftwerken und Nahwärmeanlagen schlichtweg nicht erreichbar.  Reduzieren wir die Holzenergie um 10%, entspricht dies dem Photovoltaik-Ausbau der letzten 30 Jahre“, verdeutlicht Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, die Problematik. „Es ist unfassbar, dass in Zukunft immer mehr Energieholz, das bei der nachhaltigen Waldbewirtschaftung ohnehin anfällt, ungenutzt im Wald verfaulen soll, und als Ersatz für russisches Gas im gleichen Atemzug Atom- sowie Kohlekraftwerke und sogar Fracking-Gas wiederbelebt werden.“

Potenziale mobilisieren nicht behindern.

Anstatt die nachhaltig verfügbaren Ausbaupotenziale der Bioenergie zu nutzen, sieht der Entwurf der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (REDIII) neben dem Ausschluss der Primärbiomasse für die erneuerbaren Energieziele noch eine Vielzahl an weiteren Hemmnissen für die Bioenergie vor: So sollen aufwändige Nachhaltigkeitszertifizierungen bereits für kleine Anlagen gelten, Mindest–THG-Einsparungen erhöht, Biotreibstoffe reduziert, „NoGo“-Gebiete für Biomassenutzung sowie eine eigene Obergrenze für die Stromerzeugung aus Biomasse definiert werden. „Alles in Allem ist das vorliegende Paket eine Vollbremsung für die Energiewende. Auch wenn viele Regelungen erst zeitverzögert in Kraft treten werden und durch die ausstehenden Trilog-Verhandlungen noch nicht das letzte Wort gesprochen sein dürfte, ist es ein fatales Signal an Haushalte, Gemeinden, Heizwerke und Industrie, die auf Holzenergie umgestellt haben oder noch umstellen wollen. Wir brauchen zum Ausstieg aus russischem Erdgas Investitionen in die Rohstoffmobilisierung, die aktive nachhaltige Waldbewirtschaftung und moderne Technologien und keine Prügel zwischen den Füßen. Österreich ist im Bereich der Bioenergie Weltmarktführer. Holz haben wir genug im Wald, und es wächst mehr nach, als wir nutzen!“, so Titschenbacher.  

Holzenergie ist unverzichtbar

Holz ist unsere wichtigste inländische Energiequelle. Dank des Bioenergie-Ausbaus kann Österreich auf Kohle- und Atomkraftwerke verzichten. Die installierte Leistung der Holzenergie-Anlagen, die an kalten Tagen für die Wärme- und Stromerzeugung abgerufen werden kann, beträgt rund 28 GW. Das entspricht einer Leistung von etwa 39 Atomkraftwerken der Marke Zwentendorf. Holzbrennstoffe basieren auf Reststoffen und Koppelprodukten, die im Wald bei der Waldpflege und bei der Produktion von Holzprodukten anfallen. Für einen Kubikmeter verbautes Holz fallen sechs Kubikmeter Nebenprodukte an, die auch energetisch verwertet werden können. Die energetische Nutzung dieser Nebenprodukte generiert die mit Abstand höchsten CO2-Einsparungen in der Nebenprodukte-Verwertung. Etwa die Hälfte der österreichischen Haushalte heizen direkt oder indirekt mit Holz oder verfügen über eine Zusatzheizung wie Kachel- oder Schwedenöfen. Etwa 2400 Nahwärmeanlagen und 130 stromerzeugende Anlagen bilden das Rückgrat der kommunalen Wärmeversorgung.

Rückfragehinweis:
Antonio Fuljetic-Kristan,

Österreichischer Biomasse-Verband,

Tel: 01 533 07 97-31, 0660 85 56 804;

E-Mail: fuljetic@biomasseverband.at

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