(Wien, 23.01.2020) – „Die nachhaltige und regionale Nutzung des vielseitig verwendbaren Rohstoffes Holz ist ein internationales Erfolgsmodell und hat uns im Bereich der Bioenergie zum Weltmarktführer gemacht. Der österreichische Wald ist ein unglaublicher Schatz, den wir weiter nutzen müssen. Die heimische Bioenergie-Technologieführerschaft der Betriebe und die renommierte Forschungstätigkeit führen dazu, dass wir anlässlich der 6. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz CEBC 2020 260 Vortragende aus allen Kontinenten und über 1.000 Besucher in Graz begrüßen dürfen“, eröffnet Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, die Leitveranstaltung der Bioenergie-Branche. „Bioenergie ist nicht nur ein wertvoller Beitrag bei der Bewältigung von Schadereignissen wie Windwürfen, Borkenkäferschäden sowie Klimawandelanpassungen im Wald, sondern auch der bedeutendste erneuerbare Energieträger und damit der wichtigste Baustein beim Ausstieg aus der fossilen Energie. Gemeinsam mit unseren Partnern Windkraft, Solarenergie und Wasserkraft können wir ein kostengünstiges, nachhaltiges und umweltschonendes Energiesystem sicherstellen. Das vorliegende Regierungsprogramm, das wir außerordentlich positiv bewerten, ist ein sehr guter Start in das Energiewende-Jahrzehnt bis 2030. Was wir jetzt brauchen sind stabile gesetzliche Rahmenbedingungen für den Ausbau der Erneuerbaren im Wärme-, Strom-, Gas- und Treibstoffbereich und einen konsistenten Ausstiegsplan für fossile Energien.“
Green Deal bietet immenses Potential
Anfang Dezember stellte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dem Europäischen Parlament die Grundzüge des „Europäischen Green Deal“ vor. Dieser sieht ein umfassendes Maßnahmenpaket im Kampf gegen den Klimawandel vor, das unter anderem die Bereiche Umwelt, Klima, Landwirtschaft, Mobilität, Energie, Kreislaufwirtschaft und Biodiversität erfasst. „Das Ziel ist klar: Europa soll bis 2050 klimaneutral werden. In Österreich sind wir meinem Ansehen nach bereits Klimaschutzvorreiter und haben die besten Voraussetzungen. Der Green Deal bietet jetzt immenses Potential, fossile Ressourcen durch erneuerbare Ressourcen zu ersetzen, Bioökonomie zu leben, zum Wohle unserer zukünftigen Generationen. Nutzen wir dieses Potential auch“, erklärt Simone Schmiedtbauer, EU-Parlamentsabgeordnete und Agrarsprecherin der ÖVP-Fraktion im Europaparlament. „Wir, österreichische Land-, Forst- und Energiewirte, leben Klimaschutz auf unseren kleinstrukturierten Familienbetrieben an 356 Tagen im Jahr. Nirgends wird so umweltbewusst und nachhaltig gewirtschaftet wie in der heimischen Land- und Forstwirtschaft. Unser ökosozialer Weg hat sich bewährt und kann richtungsweisend für ganz Europa sein“, ist Schmiedtbauer überzeugt.
Bioenergie-Forschung weltweit führend
„International wettbewerbsfähige Spitzenforschung und ein hohes Maß an Kundenorientierung in der anwendungsorientierten Forschung sind die Ansprüche der heimischen Bioenergie-Forschung. Unsere Kernkompetenz ist die saubere und effiziente energetische Nutzung von Biomasse. Wir bearbeiten aber auch die Themenfelder wie die Verwertung von Reststoffen, die Entwicklung von Energiemanagementsystemen und die Planung und Regelung von Mikronetzen“, erklärt Walter Haslinger, Geschäftsführer des Forschungsinstitutes BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH. Die Analysen von BEST zeigen beispielsweise, dass sich bis 2050 trotz deutlich erhöhtem Einsatz von Biomassekesseln (bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung und Gebäudedämmung), die Staubemissionen aus Kleinfeuerungen um 90% verringern werden (s. Grafik 1). Dies wird durch den Ersatz veralteter Feuerungsanlagen (Allesbrenner verursachen 68 % der Feinstaubemissionen aus Holzheizungen, s. Grafik 2) durch moderne, elektronisch geregelte, emissionsarme Feuerungen erreicht. Die neueste BEST-Studie hat die Kosten von CO2-Einsparungsmaßnahmen im NON-ETS-Bereich analysiert und kommt zum Schluss, dass Bioenergie-Technologien die günstigste Lösung zur Energiewende im Raumwärme- und Verkehrsbereich darstellen (s. Grafik 3). Besonders vielversprechend ist laut Haslinger die in Österreich entwickelte Vergasungstechnologie. Von ihr ausgehend ist die Produktion von Wasserstoff, synthetischem Erdgas, Diesel, Kerosin, aber auch Strom und Wärme möglich. „Rohstoffe sind bei entsprechenden Mobilisierungsmaßnahmen und effizientem Umgang mit dem Rohstoff Biomasse und Energie im Allgemeinen ausreichend vorhanden“, schließt Haslinger.
Über die Konferenz
Die 6. Mitteleuropäische Biomassekonferenz kann an die Erfolge ihrer Vorgängerinnen anschließen. Die Veranstalter begrüßen heuer 1.500 TagesteilnehmerInnen aus 35 Nationen. Die Mitteleuropäische Biomassekonferenz in Graz hat sich zu einer der weltweit bedeutendsten und größten Bioenergie-Veranstaltungen entwickelt. Heuer werden den BesucherInnen über 200 Fachvorträge in 28 Themenblöcken zu Wärme, Strom und Kraftstoffen aus Biomasse angeboten. Mehr als 50 Medienpartner, Partnerverbände, Bildungs- und Messepartner begleiten die Konferenz. „Greening the Strategies“ ist das Leitthema der im Dreijahresrhythmus stattfindenden, bereits mehrmals ausgezeichneten Konferenz. Die CEBC 2020 vernetzt EntscheidungsträgerInnen aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft und setzt durch das Aufzeigen von technologischen Entwicklungen und Praxisberichten neue Impulse für die Energiewende. Als Impulsgeber für die gesamte Branche ist es den Veranstaltern Österreichischer Biomasse-Verband, Landwirtschaftskammer Steiermark und BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH besonders wichtig, durch ein umfangreiches Rahmenprogramm möglichst viele VertreterInnen der Wissenschaft und Praxis zu vereinen. Auf der Website www.cebc.at sind weitere Informationen ersichtlich.
Rückfragehinweis:
Antonio Fuljetic-Kristan
Österreichischer Biomasse-Verband
Tel.: +43 (0)660 85 56 804
fuljetic@biomasseverband.at