(Wien, 19.09.2018) In ihrer neuen Energiestrategie hat die Bundesregierung beschlossen, bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energien auf 45 bis 50 % anzuheben und den Gesamtstromverbrauch zu 100 % aus erneuerbaren Energien zu decken. In Salzburg hat man diese Ziele heute schon erreicht, recherchiert der Biomasse-Verband. Das Bewusstsein, dass die Klimaerwärmung im Alpenraum besonders schnell voranschreitet und dass der Anpassung an den Klimawandel Grenzen gesetzt sind, prägt die Klima- und Energiestrategie des Bundeslandes. Mit einem Anteil von 48,5 % erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch liegt Salzburg österreichweit im Spitzenfeld und wird nur von Kärnten und dem Burgenland übertroffen.
Erhalt effizienter Holzkraftwerke für Klimaziele unumgänglich
Das gute Salzburger Ergebnis wird aber überschattet vom drohenden Aus für seine Holzkraftwerke. 14 dieser Kraftwärmekopplungsanlagen produzierten 2016 noch 121 Millionen kWh Strom und 166 Millionen kWh Fernwärme und konnten damit mehr als 30.000 Haushalte mit Strom und 11.000 Haushalte mit Wärme versorgen. Aufgrund des Auslaufens der nur für 13 Jahre gewährten Ökostromtarife mussten die KWK-Anlagen in Lofer, Tamsweg und Großarl in den letzten Monaten ihre Stromproduktion einstellen bzw. reduzieren. Innerhalb des nächsten Jahres laufen die Tarife für vier weitere Werke aus, sodass Ende 2019 möglicherweise nur noch wenige Heizkraftwerke in Betrieb sein werden. Der Erhalt effizienter Bestandsanlagen ist wesentlicher Teil der Energiestrategie der Bundesregierung zur Erreichung des 100 % erneuerbaren Stromzieles für Österreich. Es bleibt zu hoffen, dass rasch eine Lösung zum Fortbestehen der Bestandsanlagen gefunden wird.
48 Prozent Erneuerbare ist gleich 48 Prozent Energieautarkie
2005 lag der Anteil erneuerbarer Energiequellen in Salzburg noch bei 34 %; der Zuwachs wurde vor allem durch den Ausbau von Bioenergie und Wasserkraft bei gleichzeitigen Energieeinsparungen von 5 % erzielt. Wichtigster erneuerbarer Energieträger ist Bioenergie mit etwa 56 % vor Wasserkraft mit rund 40 %. Solarenergie und Wärmepumpen bringen es gemeinsam auf 3,5 %. Da Erneuerbare überwiegend im Inland erzeugt werden, führt dies zu einem Selbstversorgungsgrad mit Energie von über 48 % – der zweitbeste Wert in Österreich. Salzburg plant, die 800 Millionen Euro, die jedes Jahr in den Import fossiler Energieträger fließen, mittels Umstieg auf erneuerbare Energien der heimischen Wirtschaft zu Gute kommen zu lassen. Bei seiner Energiestrategie setzt das Land auf Förderungen, Beratung und Monitoring sowie Partnerschaften mit Institutionen, welche die Klimaziele in ihre Unternehmenspolitik übernehmen.
Bioenergie deckt mehr als ein Viertel des Energiebedarfs
Salzburg weist beim Anteil von Bioenergie am Energieverbrauch mit 26 % den dritthöchsten Wert unter allen Bundesländern auf. Der Biomasseeinsatz hat sich seit 1988 mehr als verdoppelt. Zu 44 % stammt Bioenergie aus Hackgut, Rinde und Sägenebenprodukten, was den 8.000 Salzburger Waldbesitzern und 115 Betrieben der Säge- und Holzindustrie zu verdanken ist. Brennholz stellt 20 % der Biomasse, gefolgt von Ablaugen der Zellstoffproduktion in Hallein (14 %), Biotreibstoffen (8 %) und Pellets (6 %). Die Errichtung zahlreicher Biomasseheizwerke und -heizkraftwerke hat seit 2005 zu einer Verdreifachung der biogenen Fernwärmeproduktion und einer Steigerung des Anteils erneuerbarer Fernwärme auf 60 % geführt. Bei Stilllegung der voll funktionstüchtigen Holzheizkraftwerke würde die Erzeugung erneuerbarer Fernwärme wieder zurückgehen.
Holz ersetzt Heizöl in Salzburger Wohnungen
Etwa 30 % der Salzburger Haushalte (70.000) sind ans Fernwärmenetz angeschlossen. Scheitholz-, Hackgut- oder Pelletseinzelfeuerungen (46.700 Haushalte) haben seit kurzem Ölheizungen (46.500 Haushalte) überholt. Dies liegt vor allem daran, dass die Anzahl der Ölkessel innerhalb von zwölf Jahren um fast 40.000 Stück (–45 %) zurückgegangen ist. Parallel dazu fiel der Anteil von Heizöl am Raumwärmebedarf von 43 % auf 27 %. Holzeinzelfeuerungen decken 34 % des Wärmebedarfs in den Salzburger Wohnräumen, zusammen mit der Biomassefernwärme sind das 44 %. Konstant gehalten haben sich in den letzten Jahren Strom- und Gasheizungen, die jeweils bei etwa 10 % der Haushalte im Einsatz sind. Im Austausch alter Ölkessel durch erneuerbare Energien ortet das Land großes Potenzial für CO2-Einsparungen. Als Werkzeug wurde der „Ölkessel raus-Bonus“ implementiert, den das Land beim Ersatz eines fossilen Kessels durch Holzheizungen oder Anschuss an die Biomasse-Fernwärme zusätzlich zu den Energieförderungen leistet.
Bilderbuchwert beim Ökostrom
Beim Anteil erneuerbarer Energien für die Stromerzeugung (Berechnung gemäß EU-Richtlinie) erzielte Salzburg 2016 einen Spitzenwert von 104,5 % – das hat noch kein anderes Bundesland geschafft. Das Ergebnis ist vor allem auf einen Höchstwert bei der Wasserkraft zurückzuführen, aus der 84 % der Stromproduktion gewonnen werden. Daneben ist die Biomasse (Laugen, Holzabfälle, Biogas) mit 7,4 % wichtigster Ökostromerzeuger. Durch den Verlust der Holzkraftwerke könnten der stabilen Salzburger Stromversorgung bald drei wichtige Prozentpunkte verlorengehen. Die Photovoltaik steuerte 2016 erst 1,3 % zur Stromproduktion bei. In ganz Salzburg dreht sich noch kein einziges Windrad. Zur tatsächlichen Stromerzeugung 2016 trug auch Erdgas mehr als 7 % bei. Vor allem die Stadt Salzburg bezieht von den Gaskraftwerken Salzburg Nord und Salzburg Mitte Strom und Wärme.
Verkehr für Treibhausgase hauptverantwortlich
Seit 1990 haben die Treibhausgasemissionen Salzburgs um 5,3 % auf 3,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent zugenommen. Hauptverursacher ist der Verkehr mit einem Anteil von 40 %. Aufgrund von Kraftstoffexport und verstärkter Straßenverkehrsleistung sind dessen Emissionen seit 1990 um 69 % gestiegen. Das Landeskonzept sieht vor, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs bis 2025 von 49 % auf 45 % zu senken und jenen von Rad- und öffentlichen Verkehr auf 14 % bzw. 13 % zu steigern. Insgesamt sollen die Treibhausgasemissonen in Salzburg bis 2020 gegenüber 2005 um 30 % reduziert werden, bis 2030 um 50 %. Bislang wurde im Vergleich zu 2005 eine Reduktion um 19 % erzielt.
Rückfragehinweis:
Peter Liptay,
Tel.: 01/533 07 97-32
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