Technologiezentrum von Weltrang für Holzheizungen und Hackmaschinen

06.09.2018

(Wien, 06.09.2018) Für Oberösterreich stellt die Energiewende eine besondere Herausforderung, aber auch eine große Chance dar, zeigt der vom Österreichischen Biomasse-Verband durchgeführte Energiewende-Check. Als Mittelpunkt der österreichischen Industrie ist Oberösterreich durch einen besonders hohen Energieverbrauch gekennzeichnet und verursacht fast 30 % der bundesweiten Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig produziert das Land die größte Ökostrommenge in Österreich und ist das Technologiezentrum für Bioenergie. Mehr als ein Drittel der österreichischen Hersteller von Biomassekesseln und -öfen, mobilen Holzhackmaschinen und anderen Technologien zur Biomasseaufbereitung sind in Oberösterreich ansässig. Darunter befinden sich zahlreiche Marktführer von Weltrang.

Noch stark von Kohle, Öl und Gas abhängig

Aufgrund der energieintensiven Wirtschaft weist Oberösterreich den zweithöchsten Energieverbrauch der Republik auf. Beim Pro-Kopf-Verbrauch Energie liegen die Oberösterreicher um 44 % über dem Bundesschnitt. Der Energieverbrauch ist seit 1988 um 43 % gestiegen und erreichte 2016 den Rekordwert von 96 Milliarden kWh (24 % des bundesweiten Energieverbrauchs). Oberösterreich ist stark von den fossilen Energieträgern Kohle, Erdöl und Erdgas abhängig, die je ein knappes Viertel am Energieverbrauch einnehmen. Zwei Drittel der in Österreich genutzten Kohle wird in Oberösterreich eingesetzt, überwiegend in Kokereien und Hochöfen zur Eisenverhüttung. Erdöl findet vor allem im Straßenverkehr Verwendung, auch zum Heizen. Erdgas wird von der Metall-, Chemie- und Papierindustrie in Industrieöfen und zur Dampferzeugung genutzt. Auch sein Einsatz zur Strom- und Raumwärmeerzeugung ist nicht unwesentlich.

Industrie und Verkehr verursachen fast 80 % der Treibhausgasemissionen

Aus Oberösterreich stammen 29 % der bundesweiten Treibhausgasemissionen. Auch bei den Pro-Kopf-Emissionen erreichen die Oberösterreicher mit 15,5 Tonnen CO2 den Höchstwert und liegen deutlich über dem Bundesschnitt von 9,1 Tonnen. Für die Emissionen ist die Schwerindustrie mit 58 % hauptverantwortlich. Aus dem Verkehr stammen 19 %, aus der Landwirtschaft 10 %, aus dem Gebäudesektor 5,2 % und vom Energiesektor 4,8 % der Treibhausgase. Die Emissionen der Industrie nahmen von 1990 bis 2015 um 20 % zu, was vor allem auf die Eisen- und Stahlindustrie; aber auch die Papier-, Nahrungsmittel- und Zementindustrie sowie die Kalkwerke zurückzuführen ist. Die Emissionen aus dem Verkehr erhöhten sich seit 1990 um 66 %.

Erneuerbaren-Anteil seit 2013 rückläufig

Der Anteil erneuerbarer Energien beträgt laut EU-Richtlinie 29,7 % und liegt damit unter dem Bundesschnitt von 33,5 %. Seit 2013 (31,1 %) ist dieser Anteil jedes Jahr zurückgegangen. Bioenergie ist mit 53 % der wichtigste erneuerbare Energieträger, gefolgt von Wasserkraft mit 41 %. Machte Brennholz 1988 noch 54 % der eingesetzten Biomasse aus, waren es 2016 nur mehr 19 %. Dank der Forstwirtschaft und bedeutender Standorte der Säge- und Papierindustrie sind heute Hackschnitzel und Sägenebenprodukte (33 %) sowie Ablaugen (22 %) die wichtigsten biogenen Sortimente in Oberösterreich.  

Biomasse deckt 40 % des Raumwärmebedarfes

Der Anteil erneuerbarer Energien an der Fernwärmeproduktion beträgt in Oberösterreich 39 % (Österreich: 46 %). Zu 91 % wird erneuerbare Fernwärme von 500 regionalen Biomasseheizwerken und zwölf Biomasseheizkraftwerken erzeugt. 34 % der Raumwärme für die oberösterreichischen Haushalte werden aus Scheitholz-, Hackschnitzel- oder Pelletsfeuerungen gewonnen. Gemeinsam mit biogener Fernwärme deckt Biomasse 40 % des Raumwärmebedarfs. Der Heizölverbrauch der Haushalte ging seit 2003/04 um 40 % zurück, womit der Anteil von Heizöl am Raumwärmeverbrauch auf 23 % gesunken ist. Auch die Anzahl von Ölkesseln verringerte sich im Vergleichszeitraum um 50.000 Stück.  

Größter Ökostromproduzent der Republik

Oberösterreich verbraucht 23,5 % des gesamten Stroms der Republik, produziert aber auch den meisten Ökostrom in Österreich. Der Ökostromanteil liegt bei 67 %. Die Wasserkraft liefert 59 % des Stromaufkommens. Biomasse steuert 5,3 % zur Stromversorgung bei. Dabei wird an erster Stelle Lauge der Papier- und Zellstoffindustrie eingesetzt (2,5 %), vor Hackgut (1,5 %) bei den Holzkraftwerken. Zwar wurde der erste österreichische Windpark 1996 im oberösterreichischen Eberschwang errichtet, 20 Jahre später deckten 30 Windkraftanlagen aber nur 0,4 % des Strombedarfs; der neue Windmasterplan erschwert einen weiteren Ausbau. Die Strommenge aus Photovoltaik hat sich seit 2010 mehr als verzehnfacht und bringt es auf 1,3 % der Stromversorgung.

Neue Energiestrategie Oberösterreichs legt Fokus auf Wirtschaftsstandort

In der neuen Energiestrategie Oberösterreich von 2017 sind der Industriestandort und das Wirtschaftswachstum stärker in den Vordergrund gerückt. Die ambitionierten Ziele 100 % erneuerbarer Strom und 100 % erneuerbare Raumwärme bis 2030, von denen sich auch die heimischen Biomassekesselproduzenten Impulse erhofft hatten, wurden aufgegeben. Statt den Stromverbrauch bis 2030 zu 100 % aus erneuerbaren Quellen zu decken, wie es sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt hat, hält sich Oberösterreich ein Fenster von 80 % bis 97 % Ökostrom offen. Treibhausgase und Energieverbrauch sollen lediglich im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung reduziert werden. Eine Kostenbelastung der Wirtschaft und Haushalte durch „Golden Plating“ soll zudem vermieden werden.

Rückfragehinweis: 
Forstassessor Peter Liptay,
Tel.: 01/533 07 97-32, 0664/308 2603
E-Mail: liptay@biomasseverband.at

Presseunterlagenzum Download

Holzstoß am Attersee, Energieholz

Energieholz (hier am Attersee) ist mit Abstand die wichtigste Raumwärmequelle für die oberösterreichischen Haushalte.

Pressemitteilung Energiewende in Oberösterreich als Chance für Biomassebranche 06.09.2018 /
Abbildung Energiewende in Oberösterreich als Chance für Biomassebranche 06.09.2018 /
Abbildung Energiewende in Oberösterreich als Chance für Biomassebranche 06.09.2018 /