(Wien, 08.07.2018) Die Wiener sind Meister im Energiesparen: Seit 2005 ist der Energieverbrauch in der Bundeshauptstadt pro Kopf um mehr als 20 % zurückgegangen, erhebt der Österreichische Biomasse-Verband anlässlich einer Neuauflage des Bioenergie-Atlas. Im gleichen Zeitraum ist der Energieverbrauch eines Durchschnittsösterreichers um 6 % gesunken. Der positive Trend Wiens liegt nicht nur daran, dass immer mehr Menschen in Wien leben; auch der absolute Energieverbrauch der Stadt ging seit 2005 um 11 % zurück, wohingegen er in der gesamten Republik etwa unverändert geblieben ist. Pro Kopf verbrauchen die Wiener mit Abstand am wenigsten Energie unter allen Bundesländern: 22.500 kWh sind nur die Hälfte des durchschnittlichen Energieverbrauchs in Österreich. Als Großstadt profitiert Wien davon, dass dichte Siedlungsformen generell weniger Energiebedarf für Mobilität oder Raumwärme bedingen. Im stark industrialisierten Oberösterreich zum Beispiel ist der Pro-Kopf-Verbrauch rechnerisch fast dreimal so hoch wie in Wien.
21 % der Bevölkerung verursachen nur 10 % der Treibhausgasemissionen
Auch die Treibhausgasemissionen Wiens sind von 2005 bis 2015 um 21 % zurückgegangen. Obwohl 21 % der österreichischen Bevölkerung in Wien leben, beträgt ihr Anteil an den gesamten Emissionen Österreichs nur 10 %. Die Pro-Kopf-Emissionen Wiens sind die niedrigsten in Österreich und betragen mit 4,4 Tonnen CO2-Äquivalent nicht einmal die Hälfte des österreichischen Schnitts von 9,1 Tonnen. Hauptverursacher der Treibhausgasemissionen Wiens sind die Sektoren Verkehr (39 %), Energie (24 %) und Gebäude (18 %). 8,2 % stammen aus der Abfallwirtschaft und 5,8 % aus der Industrie. Gemäß der Rahmenstrategie Smart City Wien möchte die Hauptstadt ihre Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 pro Kopf bis 2030 um 35 % und bis 2050 um 80 % vermindern. Bis 2015 wurde bereits eine Reduktion von 20 % erzielt.
Bei erneuerbaren Energien ist Wien weit abgeschlagen Schlusslicht
Während Wien sich beim Energiesparen auf einem sehr guten Weg befindet, zeigt der Trend beim Einsatz erneuerbarer Energien in die entgegengesetzte Richtung. Mit einem Anteil von nur 9,1 % erneuerbarer Energien landet Wien im Bundesländervergleich weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Österreich hat im Schnitt einen Anteil von 33,5 % erneuerbarer Energien am Energieverbrauch. Auch Oberösterreich als Vorletzter bringt es auf fast 30 %. Die Tendenz ist für Wien ebenfalls negativ, 2011 und 2015 lag der Anteil bei 10,1 %, seitdem hat sich die Hauptstadt wieder um einen Prozentpunkt verschlechtert.
Stadt will Erneuerbaren-Anteil bis 2020 mehr als verdoppeln
Wien plant in seiner Rahmenstrategie, den Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch bis 2020 von 9 % auf 20 % zu steigern – es sind dringend wirksame Maßnahmen erforderlich, will man dieses Ziel auch nur annähernd erreichen. Bis 2050 soll die Hälfte des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Diese Bestrebungen unterstützt der Entwurf der neuen Wiener Bauordnung, der in Neubauten den Einbau von Ölkesseln verbietet und für Sanierungen die Dämmung der obersten Geschoßdecke vorschreibt. Die neue Bauordnung soll im Herbst beschlossen werden.
Wien ist zu 86 % von Energieimporten abhängig, die Energieversorgung wird vor allem von Erdgas (für Strom und Wärme) und Erdöl (Verkehr) beherrscht. Bioenergie ist in Wien mit einem Beitrag von 68 % der wichtigste erneuerbare Energieträger. Ohne Biomasse würde der Anteil erneuerbarer Energien gerade einmal 3 % betragen. Größtes biogenes Sortiment in Wien sind Holzbrennstoffe mit 36 % vor Biotreibstoffen (33 %) und biogenen Abfällen bzw. Hausmülll (28 %).
Erdgas beherrscht Raumwärmemarkt
Erdgas dominiert mit einem Anteil von 56 % den Wiener Raumwärmeverbrauch. 32 % der Raumwärme werden durch Fernwärme gedeckt, die zu 58 % auf Erdgas und zu 22 % auf Abfällen basiert. Der Anteil erneuerbarer (fast ausschließlich Biomasse) Fernwärme erreicht nur 12 % (österreichweit: 46 %). Betrachtet man die Anzahl der Haushalte, befindet sich Erdgas als Heizsystem mit 409.000 Einheiten an erster Stelle, knapp vor Fernwärme mit 392.000 Haushalten. Die Zahl der Wiener Haushalte mit Biomassekesseln hat sich in den vergangenen zwölf Jahren um rund 2.000 auf etwa 12.000 erhöht. Im gleichen Zeitraum ist die Anzahl der Ölheizungen von 57.000 auf 31.000 gesunken, jedoch haben die niedrigen Ölpreise in den letzten zwei Jahren wieder für eine Zunahme gesorgt. Wärmepumpen oder Solarthermie sind erst bei 8.600 Haushalten in Wien installiert.
53 % aller Stromimporte Österreichs für Wien
Wien importiert 41 % seines Stromaufkommens und trägt damit einen Anteil von 53 % an den gesamten Stromeinfuhren Österreichs. Vom 72 %-igen Ökostromanteil der Republik trennen die Hauptstadt Welten: Knapp 15 % des Wiener Stroms stammen aus erneuerbaren Quellen; dieser Anteil stagniert seit 2012. Erdgas nimmt mit 39 % den größten Anteil an der Stromerzeugung ein. Dank des Donaukraftwerks Freudenau steuert die Wasserkraft 12 % zum Stromaufkommen bei. Dahinter folgt die Biomasse mit 2,5 %, was zum Großteil dem Biomassekraftwerk Simmering zuzuschreiben ist. Neun Windkraftanlagen liefern 0,1 % des Stromaufkommens. Mit 400.000 m2 Modulfläche trägt die Photovoltaik erst 0,3 % zur Deckung des Strombedarfs bei, hier ist seitens der Wien Energie bis 2030 eine Steigerung in den zweistelligen Prozentbereich geplant.
Rückfragehinweis:
Forstassessor Peter Liptay,
Tel.: 01/533 07 97-32
E-Mail: liptay@biomasseverband.at
www.biomasseverband.at
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Das Waldbiomassekraftwerk Simmering ist das größte Holzheizkraftwerk Österreichs.