(Wien – 24.07.2018) Während Österreich insgesamt zu zwei Dritteln von fossilen Energieträgern abhängig ist, hat man im Burgenland die Trendwende hin zu erneuerbaren Energien bereits vollzogen. 49,7 % des Endenergieverbrauchs werden bereits aus erneuerbaren Energien gewonnen, nur Kärnten weist mit 53 % eine noch höhere Quote auf. Auch in der gesamten EU gibt es bis auf Schweden keinen Staat mit einem derart hohen Anteil erneuerbarer Energien.
Mit Biomasse und Windkraft gegen den Klimawandel
Bioenergie und Windkraft sind die beiden wichtigsten Werkzeuge der Burgenländer im Kampf gegen den Klimawandel. Biomasse deckt 29 % des Bruttoinlandsverbrauchs Energie, die Windkraft 19 %. Ohne diese beiden Energieträger läge der Anteil erneuerbarer Energien im Burgenland gerade einmal bei 2,5 %. Der Verbrauch an Bioenergie hat sich seit 2004 verdreifacht. Unter den biogenen Energieträgern dominieren Nebenprodukte aus Forstwirtschaft und Sägeindustrie, wie z. B. Hackgut, mit 46 % als wichtigstes Sortiment vor Brennholz (34 %). Auch Biogas und Biotreibstoffe spielen mit je 9 % eine bedeutende Rolle.
Holzbrennstoffe decken die Hälfte des Raumwärmebedarfs
Biomasse dominiert vor allem den Raumwärmesektor. Heizen mit Brennholz hat im Burgenland lange Tradition. Mehr als 38.000 Haushalte – fast ein Drittel – heizen mit Holzbrennstoffen. Das sind etwa 5.000 Haushalte mehr als vor zwölf Jahren. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Ölheizer von 27.000 auf 18.000 Haushalte zurückgegangen, in den letzten zwei Jahren war bei den Ölkesseln allerdings wieder ein Zuwachs zu verzeichnen. Der Anteil von Scheitzholz, Hackgut oder Pellets am Raumwärmever-brauch liegt bei 50 % – das ist der höchste Wert in Österreich.
80 Biomasse-Heizwerke und elf Biomasse-Kraftwärmekopplungsanlagen erzeugten 2016 über 350 Millionen kWh Fernwärme und konnten damit den Bedarf von etwa 24.000 Einfamilienhäusern decken. Fernwärme wird im Burgenland zu 99 % biogen erzeugt, den restlichen Anteil steuern Erdgas und Umgebungswärme bei. Mit dem Anteil von 99 % erneuerbarer Fernwärme belegt das Burgenland unter allen Bundesländern den ersten Platz und übertrifft den Bundesschnitt von 46 % um mehr als das Doppelte.
Vorzeigeregion für Windkraft
Dass sich das Burgenland beim Stromverbrauch seit Jahren komplett selbst versorgt, liegt vor allem an der Windkraft, die 82 % der Stromproduktion bereitstellt. Bei Windenergie ist das Burgenland ein europäischer Vorreiter. Ende 2016 waren im Burgenland 422 Anlagen mit einer Leistung von 1.020 MW installiert. Geografisch eignet sich das Burgenland besonders gut für die Windkraftnutzung – vor allem die windreiche Parndorfer Platte im Bezirk Neusiedl am See, in dem 92 % aller Windräder des Burgenlandes stehen. Die Biomasse leistet einen Beitrag von 12,5 % an der Stromproduktion (10 % aus Holzabfällen und 2,4 % aus Biogas). Alleine in der Biomasse-Musterstadt Güssing befinden sich drei der elf Holzkraftwerke.
Verkehrssektor für Treibhausgasemissionen hauptverantwortlich
43 % des Energieverbrauchs werden im Burgenland noch durch Erdöl gedeckt. Dies betrifft vor allem den Sektor Treibstoffe, der für über die Hälfte der Treibhausgasemissio-nen des Bundeslandes verantwortlich ist. Der zunehmende Straßenverkehr und der Kraftstoffexport haben dazu geführt, dass die Emissionen seit 1990 um 70 % gestiegen sind. Im Gebäudesektor, der 13 % der Treibhausgasemissionen verursacht, sind diese zwischen 1990 und 2015 aufgrund milder Heizperioden sowie dem verstärkten Ersatz von Heizöl durch erneuerbare Energieträger um etwa 50 % gesunken.
Das Burgenland ist das Bundesland mit dem niedrigsten Treibhausgasausstoß in Österreich. Die Pro-Kopf-Emissionen lagen 2015 mit 5,9 Tonnen CO2-Äquivalent deutlich unter dem österreichischen Schnitt von 9,1 Tonnen. Hauptursache für den insgesamt geringen Ausstoß an Treibhausgasemissionen des Burgenlandes ist die wirtschaftliche Struktur mit vergleichsweise geringen industriellen Emissionen.
Energiestrategie Burgenland 2020 – auf einem guten Weg
Bezüglich seiner Energiestrategie 2020 liegt das Burgenland gut im Rennen: das Ziel der Autonomie bei Strom wurde seit 2013 jedes Jahr erreicht. Auch für das Ziel „50 % plus des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen“ ist es bei einem Anteil von 49,7 % im Jahre 2016 hervorragend bestellt. Mit den Potenzialen an Biomasse und Strom aus Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen ist das Land der Überzeugung, die vollständige Energieautarkie bis 2050 erreichen zu können. Bis dorthin möchte man die Stromerzeugung aus Wind und Photovoltaik in etwa verdoppeln, um damit vor allem den erhöhten Strombedarf für Mobilität zu decken. Auch bei der Erzeugung biogener Brenn- und Treibstoffe plant das Burgenland angesichts der Ressourcen aus Land- und Forstwirtschaft bis 2050 eine Verzweifachung. Mit Hackschnitzeln, Biogas, Biodiesel oder Pflanzenöl sollen fossile Energieträger ersetzt werden.
Rückfragehinweis:
Forstassessor Peter Liptay,
Tel.: 01/533 07 97-32
E-Mail: liptay@biomasseverband.at
www.biomasseverband.at
Presseunterlagen zum Download
Das genossenschaftliche Biomasse-Heizwerk in St. Martin in der Wart