(Wien, 25.09.2018) Tirol ist bei erneuerbaren Energien dem Bund ein gutes Stück voraus, recherchiert der Biomasse-Verband: Der Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoendenergieverbrauch beträgt in Tirol 45 % (in Österreich 33,5 %), der Stromverbrauch wird seit 2009 zu 100 % aus erneuerbaren Energien gespeist (in Österreich zu 72 %). Damit hat Tirol zwei Ziele, die sich die Bundesregierung in ihrer Energiestrategie für 2030 gesetzt hat, bereits heute erfüllt.
Treibhausgasanstieg in Tirol österreichweit am höchsten
Schlechter als in jedem anderen Bundesland haben sich jedoch die Treibhausgasemissionen in Tirol entwickelt. Diese sind seit 1990 um 10 % gestiegen, bundesweit um 0,3 %. Dabei hat sich Tirol das Ziel gesetzt, seine Emissionen bis 2030 um 40 % gegenüber 1990 zu reduzieren. 2015 stammten 37 % der Emissionen aus dem Verkehr, der Gebäudesektor verursachte 22 %, die Industrie 19 % und die Landwirtschaft 13 %. Hauptverantwortlich für den Negativtrend in Tirol ist der Verkehrssektor, wo es seit 1990 aufgrund zunehmenden Straßenverkehrs zu einem gewaltigen Emissionsanstieg um 73 % kam. Dazu tragen natürlich auch der transalpine Transitverkehr, der Urlauberverkehr und der Tanktourismus bei. Diesel (74 %) und Benzin (18 %) dominieren den Treibstoffverbrauch im Straßenverkehr, der Anteil von Biosprit liegt bei 6,7 %, Elektroautos bei 1,5 %. Mit der Initiative „so fährt Tirol 2050“ will das Land die Elektromobilität und alternative Mobilitätslösungen fördern.
Heizöl und Erdgas sorgen für steigende CO2-Emissionen im Gebäudesektor
Während in allen anderen Bundesländern die Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors zwischen 1990 bis 2015 deutlich zurückgingen, stiegen sie in Tirol um 16 %. Allerdings war die Anzahl der Heizgradtage in Tirol2015 im Vergleich zu Gesamtösterreich auch um 13 % höher. Zudem erhöhte sich die Anzahl der Hauptwohnsitze im Bundesland seit 1990 um 48 %. In 98.000 Wohnungen (31 % der Haushalte) in Tirol sind Ölheizungen das primäre Heizsystem, das sind 16 % aller Ölheizungen in Österreich. Nur in der Steiermark und Oberösterreich gibt es noch mehr Ölkessel. Allerdings haben sich seit 2003/04 40.000 Tiroler Haushalte von ihrem Ölkessel verabschiedet. Gleichzeitig stieg die Zahl der Holzheizer von 59.000 auf 74.000 Haushalte (22 % aller Wohnsitze).
Zu einem nicht unwesentlichen Teil wurden die Ölheizungen durch Gaskessel ersetzt, denn seit 2003/04 sind 13.000 Gasheizungen in Tirol dazugekommen. Damit setzen derzeit 30.000 Haushalte (10 %) auf Erdgas. Das Gasnetz wurde in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut, der Erdgasverbrauch in Tirol hat sich in den letzten 25 Jahren verfünffacht.
Biomasse Raumwärmequelle Nummer eins
2015/16 überholten Holzbrennstoffe mit einem Anteil von 36 % am Raumwärmeverbrauch zum ersten Mal Heizöl (35 %) und wurden zur bedeutendsten Wärmequelle in Tiroler Haushalten. Zusammen mit biogener Fernwärme deckt die Biomasse sogar 45 % des Raumwärmebedarfs. 2003/04 lag der Anteil von Heizöl noch bei 55 %, seitdem ging die genutzte Heizölmenge um 40 % zurück. Die Energiemenge aus Holzbrennstoffen für Einzelheizungen stieg im gleichen Zeitraum um 23 %. Neben der Fernwärme, deren Einsatz sich in den letzten zwölf Jahren etwa verdoppelt hat, verzeichnen auf geringerem Niveau auch Strom- und Gasheizungen, Wärmepumpen und Solarthermie Zuwächse. Ein Verbot für Ölheizungen, wie es andere Bundesländer beschlossen haben, gibt es in Tirol noch nicht, der Einbau von Ölheizungen ist jedoch von der Wohnbauförderung ausgeschlossen.
Energieeinsatz bis 2050 halbieren – starker Ausbau der Wasserkraft geplant
Das Land Tirol hat sich in seiner Energiestrategie zum Ziel gesetzt, seinen Energiebedarf bis 2050 nahezu vollständig durch erneuerbare Energieträger zu decken. Ein weiteres Ziel für 2050 ist die Halbierung des Endenergieeinsatzes bezogen auf das Jahr 2005. Die Energiebedarfsdeckung des Jahres 2050 soll laut Energiestrategie auf der optimalen Nutzung heimischer Ressourcen basieren. Seit 2009 stagniert der Anteil erneuerbarer Energieträger allerdings, wenn auch auf vergleichsweise hohem Niveau.
Beim Ausbau der Erneuerbaren setzt das Land vor allem auf die Wasserkraft, die bis 2036 um 2,8 Milliarden kWh (derzeit 6,3 Milliarden kWh) zulegen soll und 2050 mehr als 50 % des Energiebedarfs decken könnte. Derzeit hinkt das Land allerdings hinter dem gesetzten Zielpfad hinterher. Auch die Nutzung der Sonnenenergie sowie der Umweltwärme soll deutlich gesteigert werden, sodass diese 2050 je einen Anteil von 5 % bis 10 % an der Bedarfsdeckung aufweisen sollen. Die Windkraftnutzung soll dagegen weiterhin eine untergeordnete Rolle spielen. Bei der Biomasse ist eine Beibehaltung der derzeitigen energetischen Nutzungsintensität geplant. Der Beitrag der Bioenergie zum Endenergieeinsatz soll damit bis 2050 von etwa 17 % auf 30 % erhöht werden.
Erneuerbaren-Anteil wäre ohne Biomasse stark rückläufig
Unter den erneuerbaren Energien hält Bioenergie in Tirol einen Anteil von 42 %. Ohne Biomasse wäre der Anteil erneuerbarer Energieträger zwischen 1988 und 2016 von 31 % auf 24 % gesunken. Der Einsatz von Bioenergie hat sich seit 1988 mehr als verdreifacht. Während der Brennholzbedarf seit fast 30 Jahren konstant blieb, erfuhren biogene Brenn- und Treibstoffe zwischen 1998 und 2013 vor allem aufgrund des Ausbaus von Biomasseheizwerken und -heizkraftwerken einen steilen Anstieg. Bei der im Jahr 2016 eingesetzten Biomasse handelt es sich zu 39 % um Hackschnitzel, Rinde und Sägenebenprodukte. Dahinter folgen Brennholz mit 30 % und Biotreibstoffe mit 12 %.
Rückfragehinweis:
Peter Liptay,
Tel.: 01/533 07 97-32
E-Mail: liptay@biomasseverband.at
www.biomasseverband.at
Presseinformation zum Download:
Das 2001 in Betrieb genommene Biomasseheizkraftwerk in Lienz versorgt 75 % der Haushalte im Stadtgebiet von Lienz und der Marktgemeinde Nußdorf/Debant ganzjährig mit Wärme und Strom.