(Wien, 03.10.2018) Bioenergie hat es kürzlich geschafft, die jahrzehntelange Dominanz von Heizöl bei der Raumwärmeversorgung der Vorarlberger Haushalte zu brechen, ist den Daten der Statistik Austria zu entnehmen. Holzenergie in Einzelfeuerungen eroberte 2015/16 einen Anteil von 34 % am Raumwärmemarkt; rechnet man die Fernwärme aus Biomasse dazu, kommt man auf 41 %. Die Zahl der Haushalte, die Scheitholz-, Pellets- oder Hackgutkessel als primäres Heizsystem nutzen, erhöhte sich seit 2003/04 um 5.000 Stück auf etwa 34.000. Heizöl deckt nur mehr 29 % des Raumwärmebedarfs; 2003/04 erzeugte Heizöl noch die Hälfte der Raumwärme in Vorarlbergs Wohnungen. Die Anzahl der Ölheizungen verringerte sich im Vergleichszeitraum von 63.000 auf 41.000 Exemplare. Aufgrund der Reduzierung des Heizölverbrauchs und milder Heizperioden verzeichnet der Gebäudesektor im Ländle seit 1990 einen Rückgang der Treibhausgasemissionen um 28 %.
Fernwärme fast ausschließlich aus Biomasse
Die in Vorarlberger Wohnräumen eingesetzte Fernwärme hat sich seit 2003/04 etwa verdoppelt, rund 18.000 Haushalte sind an das Fernwärmenetz angeschlossen. 125 Biomasse-Heizwerke und fünf Biomasse-Kraftwärmekopplungen sorgen für einen biogenen Anteil von 92 % an der Fernwärmeproduktion, das ist doppelt so viel wie im Bundesschnitt. Einzig das Burgenland erzielt mit 99 % einen höheren Anteil von Biomasse-Fernwärme.
Noch kein Bekenntnis zum Ölheizungsverbot
Der Abkehrtrend vom Heizöl hat sich in den letzten Jahren mit den gesunkenen Ölpreisen verlangsamt, ein Bekenntnis zu einem Verbot für Ölheizungen wie in Niederösterreich oder dem Burgenland gibt es in Vorarlberg aber noch nicht. Gas- und Stromheizungen konnten über die letzten Jahre ihre Anteile von etwa 12 % bzw. 9 % am Raumwärmeverbrauch halten. Die am Markt stark zulegenden Wärmepumpen und Solaranlagen steuern 6,5 % bzw. 2,5 % der Raumwärmemenge bei. In Vorarlberg wurde 2016 mehr Solarwärme erzeugt als in Kärnten, Salzburg, Wien oder dem Burgenland. Bei der 2017 in Österreich installierten Kollektorfläche liegt Vorarlberg mit 10.500 m2 sogar auf Rang vier der Bundesländer. Die laut Energiestrategie Vorarlbergs für 2020 geplante Reduktion des Raumwärmeverbrauchs um 20 % gegenüber 2005 konnte bisher nicht realisiert werden; eine Hürde auf dem Weg zur Energieersparnis stellt dabei der Anstieg der Bruttogeschossfläche der Wohngebäude um 14 % seit dem Jahr 2005 dar.
Höchstwert für Bioenergie 2016
Bioenergie nimmt einen Anteil von 16 % am Energieverbrauch in Vorarlberg ein, unter den erneuerbaren Energien kommt Bioenergie auf 41 %. Ohne Bioenergie läge der Erneuerbaren-Anteil am gesamten Energieverbrauch statt 40 % nur bei 24 %. Seit 1988 hat sich der Bioenergieeinsatz in Vorarlberg mehr als verdreifacht und erreichte 2016 seinen bisherigen Höchstwert. Um die Jahrtausendwende kam es mit dem Bau zahlreicher Biomasseheizwerke und -heizkraftwerke zu einem steilen Anstieg beim Einsatz biogener Brenn- und Treibstoffe. Auch der relativ konstante Brennholzeinsatz erfuhr in den letzten beiden Jahren eine Steigerung. Somit war Scheitholz 2016 mit einem Anteil von 43 % wichtigstes biogenes Sortiment, vor Hackschnitzeln, Sägenebenprodukten und Rinde mit 33 %, gefolgt von Biotreibstoffen (13 %).
Wasserkraft stellt die Hälfte der erneuerbaren Energien
Rund die Hälfte der Produktion erneuerbarer Energien in Vorarlberg geht auf das Konto der Wasserkraft, die 77 % zum Stromaufkommen beiträgt. Vorarlberg importiert ein Fünftel seines Strombedarfs – aufgrund langfristiger vertraglicher Bindungen vor allem aus Baden-Württemberg. Der Anteil Erneuerbarer in der Elektrizitätszeugung beträgt im Ländle laut EU-Richtlinie 81,6 %, womit der Durchschnitt Österreichs (71,7 %) deutlich übertroffen wird. Hinter der Wasserkraft wird der meiste Ökostrom aus Photovoltaik produziert, ihr Beitrag zum Stromaufkommen beträgt 2,8 %. Mit 24 Biogasanlagen und fünf Biomasse-KWK-Anlagen deckt Biomasse 1 % des Stromverbrauchs. Windkraftanlagen konnten sich in Vorarlberg noch nicht durchsetzen. Eine Verwirklichung des geplanten (bescheidenen) Windkraftausbaus von drei bis fünf größeren Anlagen bis 2020 ist aufgrund von Widerständen des Natur- und Landschaftsschutzes derzeit nicht absehbar.
Vorarlberg bei Elektroautos führend – aber noch im Schritttempo unterwegs
Vorarlberg möchte seinen gesamten Endenergieverbrauch bis 2020 gegenüber 2005 um 15 % senken, mit Stand 2016 war stattdessen vor allem infolge eines gesteigerten Dieselabsatzes ein Anstieg um 3,6 % zu verzeichnen. 45 % der Treibhausgasemissionen in Vorarlberg stammen aus dem Verkehrssektor. Bedingt durch die zunehmende Straßenverkehrsleistung und den Tanktourismus kam es seit 1990 zu einem Emissionsanstieg um 57 %. Der Beimischung von Biokraftstoffen seit 2005 hat zu einem geringen Rückgang geführt. Pkw sollen laut Energiestrategie im Jahr 2020 zu 5 % (etwa 10.000 Fahrzeuge) mit Elektroantrieb fahren, im Mai 2018 waren aber erst 1.300 reine Elektrofahrzeuge auf Vorarlbergs Straßen unterwegs. 2017 wurden 327 Elektroautos in Vorarlberg neu zugelassen, das waren 2 % der Pkw-Neuzulassungen. Damit ist das Ländle zwar weit vom eigenen Zielpfad entfernt, hat aber vor der Steiermark (1,9 %) und Niederösterreich (1,7 %) den höchsten Anteil an Elektroautos unter allen Bundesländern.
Rückfragehinweis:
Forstassessor Peter Liptay,
Tel.: 01/533 07 97-32
E-Mail: liptay@biomasseverband.at
www.biomasseverband.at
Presseunterlagen zum Download
Das Heizwerk in Lech am Arlberg ist eines von 125 Biomasse-Heizwerken in Vorarlberg, die für einen Anteil biogener Fernwärme von 92 % sorgen.